Sysadmins lieben schöne Bilder. Durch die grafische Darstellung des zeitlichen Verlaufs von Systemvariablen wie dem Durchsatz einer Internet-Verbindung oder der Temperaturen von Festplatten, fallen Veränderungen gegenüber der Norm meist recht schnell auf.
Ein dafür sehr gern eingesetztes Werkzeug ist das Round Robin Database Tool (RRDtool) von Tobias Oetiker und der speziell für den Einsatz in Netzwerken angepasste Multi Router Traffic Grapher MRTG vom gleichen Author.
MRTG beherrscht SNMP, das Protokoll mit dem sich bei industriell eingesetzten Netzwerkgeräten Statusmeldungen, wie eben die übertragene Datenmenge, abfragen lassen. Router für Endkunden besitzen diese Option meist nicht. Dafür beherrschen diese zunehmend UPnP (Universal Plug and Play). Dieser Standard wurde entwickelt, damit z.B. die Internet-fähige Stereoanlage den Internet-Router für ihre Bedürfnissen konfigurieren kann.
Was die Internet-fähige Stereoanlage kann, können aber auch Schadprogramme, die den Router dann z.B. so programmieren können, dass der Rechner direkt von außen erreichbar wird. Deshalb ist diese Option bei den meisten sicherheitsbewussten Anwendern ausgeschaltet.
Neben der Programmierung eines Routers sieht UPnP aber auch die Möglichkeit der Statusabfrage vor. Leider kann MRTG Daten nicht direkt über UPnP abfragen. In der Konfigurationsdatei /etc/mrtg.cfg kann jedoch unter Target[XXX] statt einer SNMP-OID ein Programm angegeben werden, das von MRTG aufgerufen wird, um die Daten zu ermitteln und an MRTG weiterzureichen (siehe auch „man mrtg-reference“). Für die weit verbreiteten Router der Marke FritzBox kommt hier meist upnp2mrtg zum Einsatz.
Vorbereitungen beim NetCologne-Router Premium
Bei diesem NetCologne-Router kann im Expertenmodus über „Sicherheit – UPnP“ getrennt eingestellt werden, ob UPnP zur Programmierung von Portweiterleitungen und/oder (nur) zur Statusabfrage eingesetzt wird. Hier muss die UPnP-Abfrage freigeschaltet (und die UPnP-Steuerung sollte aus den oben genannten Gründe deaktiviert) werden.
Bei gleicher Gelegenheit sollte man mit „System – Zugangsschutz“ ein Passwort für die Web-Schnittstelle definieren – standardmäßig ist leider kein Passwort definiert.
Probleme bei der Abfrage mit upnp2mrtg
Leider schlägt der Aufruf von upnp2mrtg fehl. Die Standardwerte für HOST („firtz.box“) und PORT (49000) passen nicht zur NetCologne-Box.
Der HOST beim NetCologne-Router heißt „netconnect.box“ (oder man verwendet die entsprechende IP-Adresse, standardmäßig wird „192.168.0.1“ verwendet).
Port 49000 ist beim NetCologne-Router jedoch geschlossen. Ein Port-Scan zeigt, dass Port 49300 offen ist (dieser Wert liegt zumindest in der Nähe von 49000).
Jeses UPnP-Gerät sendet aber auch sog. SSDP-Notify-Pakete, um sich bekannt zu machen. Mit Wireshark können diese Pakete aufgezeichnet und analysiert werden:
Der Inhalt dieser Pakete bestätigt Port 49300 als UPnP-Port. Aber der entsprechend modifizierte Aufruf von upnp2mrtg:
sudo upnp2mrtg -a netconnect.box -p 49300
liefert kein Ergebnis.
Der Grund hierfür – so fand ich bei der Programmierung des Tools ng-upnp2mrtg heraus – liegt darin, dass der NetCologne-Router auf CR LF als Zeilenende-Zeichen besteht – die FritzBox begnügt sich auch mit dem Unix-Standardwert LF.
Unterschiede ng-upnp2mrtg.py / upnp2mrtg
upnp2mrtg ist ein Bash-Script, während ng-upnp2mrtg.py ein Python-Script ist. Python ist heutzutage auf jedem Linux-System standardmäßig installiert. Das ng-Script ist genügsam und nutzt nur die Python-Standardbibliotheken.
Wie in einem der nächsten Blog-Postings gezeigt braucht man zur Abfrage eines bestimmten Router-Werts nur vier Parameter. Diese scheinen sich von Router zu Router geringfügig zu unterscheiden. Hat man diese Information erst einmal ermittelt, lässt sich das Python-Programm leicht an andere Geräte anpassen. Sollten Sie das Programm mit anderen Router-Typen erfolgreich einsetzen, lassen Sie es mich wissen.
Die jetzige Version des Skripts ng-upnp2mrtg enthält neben den Parametern für den NetCologne-Router auch die für eine Fritzbox. Mangels Internetverbindung über eine FritzBox kann ich sie leider nicht testen. Die Auswahl erfolgt zurzeit noch durch ein- und auskommentieren am Ende des Skripts.
ng-upnp2mrtg - Was Sie brauchen
mrtg: Dieses Programm sollte über die Repositories Ihrer Distribution erhältlich sein. Ansonsten finden Sie es hier.
ng-upnp2mrtg.py: Das Skript läuft unter Python, was heute auf jedem Linux-System installiert sein sollte, und braucht keine besonderen Bibliotheken. Im Augenblick ist es hier abrufbar.
mrtg.cfg: Konfigurationsdatei für mrtg angepasst an ng-upnp2mrtg.py, Im Augenblick hier zu bekommen.
Ich werde versuchen das Skript bei einem der OpenSource-Projekt-Sites als Projekt anzumelden. Die Dateien und neuere Versionen werden dann dort abrufbar sein.
Installation von ng-upnp2mrtg
Für die folgenden Schritte brauchen Sie Root-Rechte:
Passen Sie oben im Skript ng-upnp2mrtg.py die Variablen HOST und PORT an.
Kopieren Sie das Skript nach /usr/local/bin und machen Sie es ausführbar
Die Konfigurationsdatei mrtg.cfg kommt nach /etc.
cp -a ng-upnp2mrtg.py /usr/local/bin
chmod 755 /usr/local/bin/ng-upnp2mrtg.py
cp -a mrtg.cfg /etc
Für den regelmäßige Aufruf von mrtg sorgt der folgende crontab-Eintrag:
0-59/5 * * * * env LANG=C /usr/bin/mrtg --logging /var/log/mrtg.log
Das Ganze wurde getestet mit Ubuntu 8.04, mrtg 2.14.7, Python 2.5.2.
Schwierigkeiten bei der Übernahme auf andere System sind eigentlich nicht zu erwarten... aber das sagt man ja vorher immer.
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