Sonntag, 12. Januar 2025

Einfache Monats-e-Rechnung

e-Rechnung

Vor einigen Wochen habe ich über meinen GitHub-Account eine Java-Anwendung zur Erstellung einer einfachen Monats-e-Rechnung verfügbar gemacht.

Ich weise jedoch darauf hin, dass ich weder ein Steuerberater noch ein Anwalt bin, und die von mir getroffenen Entscheidungen – so nachvollziehbar sie auch sein mögen – sich als falsch herausstellen könnten. Für Hinweise bin ich – schon im Eigeninteresse – dankbar.


Was also ist eine e-Rechnung?

Aus Sicht eines Programmierers ist eine e-Rechnung nichts anderes als eine XML-Datei in einem gesetzlich vorgeschriebenen Format, die also solche oder in eine PDF-Datei eingebettet verschickt werden kann, und nach dem Wachstumschancengesetz ab 2025 bzw. spätestens 2028 im B2B-Geschäftsverkehr verwendet werden muss. Kurz gesagt: die Papierrechnung ist tot – so gut wie...

Der Grund ist eigentlich nachvollziehbar.

Stellen Sie sich ein Unternehmen vor, das von seinen Lieferanten Hunderte von Rechnungen im Monat erhält. Dieses Unternehmen hat mit Sicherheit eine Software, die diese Rechnungen verwaltet und rechtzeitig anweist.

Außerdem hat das Unternehmen jemanden, der diese Rechnungen – egal, ob sie auf Papier oder als PDF vorliegen – sichtet, die wichtigen Daten heraussucht und in diese Software eingibt. Einfacher wäre es, wenn die Daten bereits in einer computerlesbaren Form vorliegen würden – und genau das ist eines der Ziele der e-Rechnung.

Bei großen Firmen wird man das mit einem Update in der sowieso vorhandenen Software lösen – bei Einzelkämpfern und kleinen Unternehmen ohne eine solche Software wird es jedoch schwierig, diese gesetzliche Anforderung umzusetzen.

Man könnte auf die Idee kommen, diese XML-Datei (die im Grunde auch nur eine Textdatei ist) von Hand zu erstellen. Das ist jedoch umständlich und fehleranfällig, und irgendwie muss man das XML noch in die PDF-Datei bekommen…

Das heißt, man wird um irgendeine Software nicht herumkommen.

Für die „nackte“ XML-Datei gilt die XRechnung-Spezifikation, für die kombinierte PDF+XML-Variante ist es ZUGFeRD.

Eine ZUGFeRD-Rechnung hat den Vorteil, dass man den PDF-Teil mit einem beliebigen PDF-Viewer anzeigen kann, für die XRechnung ist ein spezieller Viewer notwendig.

Da eine ZUGFeRD-Rechnung aus einem PDF-Teil und einen XML-Teil besteht, existiert natürlich die Gefahr, dass die Daten, die ein Mensch im PDF sehen kann, nicht denen entsprechen, die im XML kodiert sind. Beim Erstellen ist man daher gesetzlich verpflichtet, dass die Informationen in beiden identisch sind. Im Zweifelsfall gilt aber das XML.

Im Netz gibt es einige kostenlose Angebote zum Erzeugen dieser PDF-Rechnungen – auch von namhaften Anbietern – bei denen man die benötigten Daten in eine Maske einträgt und ein konformes PDF erhält… natürlich direkt neben den kostenpflichtigen Angeboten, mit denen das alles viel einfacher geht.

Auch gibt es Open-Source-Fakturierungssoftware, die e-Rechnungen erstellen kann, oder Makros für LibreOffice. Bei den meisten würde ich 90% der Funktionalität nie brauchen und die Funktion, die ich brauche – die Monatsrechnung – fehlt häufig.

Was ist so besonderes an einer Monatsrechnung?

Bei den meisten „einfachen“ Rechnungen bezieht sich die Rechnung nur auf genau EINE Bestellung. Wenn Sie z.B. in einem Webshop einkaufen, bekommen Sie eine Rechnung für genau diese eine Bestellung. Diese 1:1-Beziehung liegt beim überwiegenden Teil aller Rechnungen vor.

Eine Monatsrechnung fasst mehrere Bestellungen aus einem Monat in einer Rechnung zusammen. Damit bezieht sich EINE Rechnung auf MEHRERE Bestellungen.

Auch dieser Fall ist in der ZUGFeRD-Spezifikation vorgesehen, nur leider wird er meist nicht in der Software implementiert.

Was braucht man für eine ZUGFeRD e-Rechnung?

Für den PDF-Teil reicht die übliche Textverarbeitung wie LibreOffice oder Word. Beide haben die Möglichkeit, den Text als PDF/A zu speichern. Dabei stellt die „/A“-Variante („A“ wie Archiv) sicher, dass das PDF auch später noch in der heutigen Form angezeigt werden kann, u.a. dadurch, dass der benutzte Zeichensatz in das PDF mit integriert wird.

Das so erzeugte PDF allein wird aber künftig nicht mehr als Rechnung ausreichen.

Den fehlenden XML-Teil kann man mit dem o.g. Programm erzeugen. Es setzt dabei auf die Mustang-Bibliothek

Deren Vorteile:

  • sie kann das XML erzeugen und in die PDF-Datei integrieren

  • sie kann eine Validierung der so entstandenen PDF-Datei durchführen

Der Nachteil:

  • eine Monatsrechnung kann sie (zurzeit) auch nicht erstellen.

Den letzten Punkt habe ich dadurch gelöst, dass ich die fehlende Funktionalität selbst programmiert und die XML-Datei entsprechend der Spezifikation erweitert habe.

Mustang verbindet dann die zuvor erzeugte PDF-Datei mit der neu erstellten XML-Datei und erzeugt daraus eine ZUGFeRD-Datei. Diese Datei wird dann von einem Validator geprüft.

Der Validator prüft die PDF-Datei, den Aufbau der XML-Datei und die Abhängigkeit der Felder im XML untereinander. Er verwendet dabei Hunderte von Regeln. So prüft er beispielsweise, dass Summen stimmen oder dass ein bestimmtes Feld vorhanden ist, wenn ein anderes Feld einen bestimmten Wert hat usw.

Er verringert so die Gefahr, dass eine Rechnung vom Empfänger zurückgewiesen wird, weil Fehler im XML vorhanden sind.

Eine 100%-ige Garantie ist das aber auch nicht. Es gibt mehrere Validatoren und die sind sich nicht immer ganz einig. Außerdem werden die Validatoren selbst auch weiterentwickelt und deren Ergebnisse können dann in der nächsten Version bei der gleichen PDF-Datei unterschiedlich ausfallen.

Simple Monats e-Rechnung (smer)

Mein Programm steht als sog. „Fat-Jar“ zur Verfügung, das alle Abhängigkeiten bereits mitbringt – vor allem die megabytegroßen Validator-Dateien. Es setzt somit nur ein installiertes Java 17 voraus.

Aufgerufen wird die Version 0.1.2 mit

java -jar smer-0.1.2-all.jar name_der_pdf_datei.pdf [name_des_rechungsdatei.yaml]

Wie in der zugehörigen Dokumentation beschrieben, werden die Daten wie Firmen- und Kundenanschriften, Warenliste und Steuerfälle in YAML-Dateien gespeichert. Diese Daten ändern sich nach dem anfänglichen Erstellen meist nicht mehr.

Der „variable Teil“ sind die Daten der eigentlichen Rechnung. Auch er wird in einer YAML-Datei erwartet, deren Name man optional dem Aufruf mitgeben kann.

YAML ist ein Format, das man mit einem normalen Texteditor bearbeiten kann und dessen Aufbau noch „menschenlesbar“ ist. Die Namen der Felder sind so gewählt, dass sie selbsterklärend sind.

Wie bei ähnlichen Angeboten im Internet werden auch hier die Daten dem Programm auf einem Silbertablett präsentiert. Es macht daraus eine XML-Datei, verbindet diese mit dem vorbereiteten PDF und führt ein Validierung durch.

Wie oben erwähnt müssen Sie sicherstellen, dass die Daten im PDF- und im XML-Teil identisch sind. Das Programm gibt hierzu eine kurze Zusammenfassung der im XML-Teil gespeicherten Zahlen aus.

Das Programm reicht in seiner jetzigen Form aus, um gelegentlich ein PDF zu einer Monatsrechnung „aufzuwerten“.

Spätestens dann, wenn man viele Rechnungen schreibt, wird jedoch der Wunsch nach weiteren Funktionen kommen, wie beispielsweise

  • die Anbindung an eine „richtige“ Datenbank

  • das Erzeugen der PDF-Datei

Solche Erweiterungen sind aber für jeden Betrieb sehr spezifisch und daher hier nicht implementiert. Das Programm ist aber so ausgelegt, dass es sich leicht erweitern lässt.


Samstag, 28. September 2024

Frameo - es ist Zeit

Digitale Bilderrahmen verbreiten sich immer mehr und viele kommen auf die Idee, ihn den Großeltern zu schenken, um Bilder von der eigenen Familie über das Internet auf den Bilderrahmen zu senden, und die älteren Herrschaften so am eigenen Familienleben teilhaben zu lassen.

Das folgende Posting beschreibt ein nicht offensichtliches Problem in Gast-Netzwerken, wie sie z. B. in Altenheimen vorkommen.

Wenn man einen digitalen Bilderrahmen haben möchte, der sich über das Internet befüllen lässt, hört man sehr schnell den Namen „Frameo“. Das System besteht aus einer Mobil-App zum Senden der Bilder (iOS oder Android), der Software auf dem Bilderrahmen (der unter Android läuft) und augenscheinlich einem Frameo-Server in der Cloud, der zumindest die Verbindung zwischen App und Rahmen herstellt.

Das Einsatzgebiet bringt es mit sich, dass der Bilderrahmen nach seiner Einrichtung in den allermeisten Fällen ohne weitere Bedienung laufen muss. Das heißt, der Rahmen muss sich zu den programmierten Uhrzeiten automatisch aus- und wieder einschalten und neue Bilder erscheinen wie von Geisterhand.

Bei Frameo können mehrere „Freunde“ Bilder an den Rahmen senden - löschen kann man Bilder leider nur vor Ort.

Beim Anlegen eines „Freunds“ wird eine 10-stellige PIN generiert, die 12 Stunden lang gültig ist. Während dieser Zeit kann man diese PIN per Telefon, Messenger oder SMS weitergeben. Mit dieser PIN wird in den Mobil-Apps die Verbindung zum Rahmen hergestellt.
Auch die Erzeugung der PINs kann an einen „Freund“ delegiert werden.

So weit, so gut.

Die Probleme begannen hier jedoch mit der Beobachtung, dass der Bilderrahmen beim Booten seine Zeit nicht automatisch einstellte. Bei jedem Neustart oder Ein- und Ausschalten ging die manuell eingestellte Zeit verloren.

Dies war um so erstaunlicher, da der Rahmen mit dem Internet verbunden war und über diesen Weg auch Bilder von den Mobil-Apps übertragen werden konnten.

Der Kundendienst von Frameo hat sich sehr bemüht, konnte das Problem letztlich aber auch nicht finden, gab aber den Anstoß zu dessen Lösung.

Ein Bilderrahmen ist ein klassisches IoT-Gerät und gehört daher aus Sicherheitsgründen in ein Gast-Netzwerk.

Ein Gast-Netzwerk erlaubt den Zugriff auf das Internet, aber nicht auf die Computer des internen Netzwerks.

Auch das WLAN in einem Altenheim sollte als Gast-Netzwerk konfiguriert sein.

Eine wenig bekannte aber standardmäßig aktivierte Sicherheitsfunktion in Fritz-Boxen beschränkt den Internetverkehr auf WWW und E-Mail und ist damit für 99% aller Fälle ausreichend.

Sie blockiert jedoch den Zugriff auf Zeitserver und damit das automatische Stellen von Uhren (z. B. die im Bilderrahmen).

Ohne diese Zeitinformation setzte sich die Uhr im Bilderrahmen immer auf 5:00 Uhr morgens. Die programmierten Ein- und Ausschaltzeiten des Rahmens beziehen sich auf diese Zeit, sodass er sich mitten in der Nacht ein- bzw. ausschaltete.

Die Beschränkung auf WWW und E-Mail in Gast-Netzwerken kann man in der Fritz-Box ausschalten. Seitdem funktioniert auch das automatische Einstellen der Uhrzeit. Es bleibt zu sehen, wie das WLAN im Altenheim konfiguriert ist.

Einen entsprechenden Hinweis habe ich an AVM gegeben, aber ich erwarte keine große Reaktion.

Dienstag, 9. Juli 2024

Postbank behebt HBCI-Fehler

Wie im o.g. Forumthread berichtet, hat die Postbank - in bemerkenswerter Schnelle - den vor einigen Tagen gemeldeten Fehler unterdessen behoben.

Wie ebenfalls im o.g. Forumthread beschrieben, muss man nun jameica dazu veranlassen, die fehlenden Kontobewegungen von der Postbank zu holen:

Zunächst sollte - falls das nicht automatisch geschieht - ein Backup erstellt werden.

Dann: Start > Hibiscus > Konten

Dort das entsprechendes Konto auswählen und mit der rechten Maustaste das Kontext-Menü öffnen.

Nun: Erweitert > Saldo und Datum zurücksetzen

Bei der nächsten Synchronisation holt jameica alle verfügbaren Kontobewegungen vom Server und versucht die so entstehenden Dubletten zu erkennen und zu überspringen.
Das funktioniert, wenn zwischendurch in jameica nichts an den Einträgen verändert wurde. Ansonsten wird die Buchung nicht als Dublette erkannt und neu angelegt. Man sollte deshalb danach Ausschau halten.

Donnerstag, 4. Juli 2024

Fehler in der HBCI-Schnittstelle der Postbank führt zu Problemen bei Finanzsoftware

Eine augenscheinlich Anfang August vorgenommene Änderung der Postbank an den Daten, die sie über ihre HBCI-Schnittstelle ausgibt, führt zu Problemen bei der Finanzsoftware jameica und wahrscheinlich auch bei anderen Programmen.

Einer der Datenpunkte, die pro Transaktion übertragen werden, ist die IBAN des Empfängerkontos. Die IBAN ist in Deutschland 22 Zeichen lang und der Programmierer von jameica hat für diesen Datenpunkt eine Länge von 40 Zeichen vorgesehen - also normalerweise mehr als genug.

Seit Anfang August überträgt die Postbank die IBAN des Empfängerkontos jedoch doppelt, mit einem Schrägstrich dazwischen. Die Zeichenkette ist damit 45 Zeichen lang und passt dann nicht mehr in die eigentlich großzügig bemessenen 40 Zeichen der lokalen Datenbank. Dies führt dazu, dass die Buchung nicht richtig eingelesen werden kann und übersprungen wird.

jameica gibt zwar eine Meldung aus, dass einige Daten nicht eingelesen werden konnten - sogar mit rotem Hintergrund; einen etwas deutlicheren Hinweis hätte ich mir dann doch gewünscht.

Soweit im Augenblick bekannt ist, tritt der Fehler "nur" bei Daueraufträgen und den monatlichen Abbuchungen der Kreditkarte auf.

Der Autor von jameica gibt an, dass die Postbank den Fehler mittlerweile zugibt und einen Fix bis zur KW 29 verspricht... mal sehen

Im Augenblick bleibt nur der Besuch der Bank-Website, wenn man überprüfen will, ob ein Dauerauftrag ausgeführt wurde.

Links

Thread im Forum: https://homebanking-hilfe.de/forum/topic.php?t=26582

Samstag, 25. November 2023

„Altes“ von der Postbank

Wie Anfang des Jahres berichtet, hatte die Umstellung der IT-Infrastruktur bei der Postbank einige unschöne Nebenwirkungen. Aber es hat sich was getan.

Seit September dieses Jahres hat die Dateigröße der PDF-Kontoauszüge merklich zugenommen.
Seither kann man den Text wieder mit Auswählen/Kopieren/Einfügen aus dem PDF heraus kopieren und erhält dabei kein Kauderwelsch mehr, sondern tatsächlich den angezeigten Text.

Auch CSV-Dateien mit den Buchungsdaten lassen sich nun wieder erstellen... Ich bleibe jetzt aber bei Jameica.

Freitag, 24. November 2023

Web-Apps auf RaspberryMatic?

Web-Apps sind Programme, die im Webbrowser des Betrachters laufen. Aber warum sollte man so etwas mit RaspberryMatic einsetzen? Das hat doch schon eine GUI?

Jeder, der bereits ein RaspberryMatic-System aufgesetzt hat, kennt die RaspberryMatic-Weboberfläche. Mit ihr kann man alles einrichten, einstellen und programmieren, was bei einem Homematic-System notwendig ist.

Eines ist sie jedoch nicht: übersichtlich. Jemand, der das System nur oberflächlich kennt, findet sich darin kaum zurecht.

Es liegt also nahe, für solche Benutzer eine angepasste Oberfläche zu programmieren. Diese auf dem Raspberry selbst zu implementieren ist recht schwierig. Bei einer Webanwendung hingegen läuft die Weboberfläche auf dem Rechner des Betrachters, der wahrscheinlich um ein Vielfaches leistungsstärker ist, als ein Raspberry.

Und RaspberryMatic bringt im Prinzip auch alles mit, was man dazu braucht:

  • einen Webserver, über den die App ausgeliefert werden kann
  • mehrere APIs, mit denen Sensoren ausgelesen und Aktoren gesteuert werden können.

Allerdings, im Auslieferungszustand funktioniert diese Idee nicht – und RaspberryMatic trifft dabei nur eine geringe Schuld.

Grund ist ein in allen gängigen Webbrowsern eingebauter Schutzmechanismus: „Same Origin“. Dieser besagt, dass Sachen nur dann ungefragt von einem Webserver nachgeladen werden dürfen, wenn die aufrufende Seite (in diesem Fall die Web-App) auch von dort stammt.

„Same Origin“ bezieht sich hierbei leider nicht nur auf die gleiche Maschine, sondern auch auf den gleichen Port – und der Port, über den die APIs angesprochen werden, ist ein anderer als der HTTP(S)-Port, von dem die Web-App geladen wird.

Wenn die Web-App nun versucht, den API-Port anzusprechen, generiert der Webbrowser, in dem die App läuft, eine Nachfrage auf dem entsprechenden Port, ob der Zugriff gestattet ist: die sog. CORS-Anfrage. Diese versteht RaspberryMatic jedoch nicht und antwortet mit einem Fehler, der vom Webbrowser als ein „Nein“ interpretiert wird. Die Webbrowser blockiert dann die eigentliche API-Kommunikation.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, dies zu beheben. Dieser Post beschreibt, wie man diesen Zustand „minimal-invasiv“ ändern kann.

Die hier beschriebene Lösung ermöglicht die API-Abfrage über den normalen HTTPS-Port und besteht aus einigen wenigen zusätzlichen Zeilen in einer Konfigurationsdatei. Damit wird die API-Abfrage wirklich „Same Origin“, die CORS-Anfrage entfällt und RaspberryMatic kann über eine Web-App gesteuert werden.

Hinweis: Die APIs sind eigentlich für „normale“ Programme (Skripts oder ausführbare Anwendungen) auf anderen Rechnern gedacht. Diese kennen den „Same Origin“-Schutz nicht und machen deshalb auch keine CORS-Anfrage.

Auswahl der API

RaspberryMatic kennt zwei APIs: die XML-API und die Homematic-Script-API.

Die XML-API verwendet zur Abfrage von Sensoren und Steuern von Aktoren – wie der Name schon vermuten lässt – XML-Snippets. Der Grund weshalb ich sie in diesem Beispiel nicht verwende ist, dass die XML-API keinen Zugriff auf die bei der Homematic-Programmierung häufig verwendeten Systemvariablen bietet.

Die Homematic-Script-API hingegen erlaubt das Ausführen beliebiger kleiner Homematic-Scripts. Diese Skripts können dann Sensoren abfragen, Aktoren steuern aber eben auch Systemvariablen lesen und schreiben.

Der Zugriff auf die Homematic-Script-API muss in der RaspberryMatic-Firewall freigegeben werden (Einstellungen > Systemsteuerung > Firewall konfigurieren) - siehe nebenstehendes Bild.

Firmware ändern

Um die Firmware eines RaspberryMatic zu ändern, muss man sie zunächst entsperren, d.h. editierbar machen. Hierzu muss der SSH-Zugang im RaspberryMatic freigegeben sein (Einstellungen > Systemsteuerung > Sicherheit > SSH).

Dann kann man sich per SSH als Anwender eingeloggen und hat Root-Rechte. Das Entsperren der Firmware erfolgt dann mit dem Befehl:

mount -o rw,remount /

Nach dem Entsperren kann die Konfigurationsdatei lighttpd.conf des Web-Servers mit dem auf dem System installierten Editor vi editieren werden:

vi /etc/lighttpd/lighttpd.conf

Hängen Sie unten den folgenden Text am Ende der Datei an (Hinweis: Aufrufen des Einfügemodus bei vi erfolgt mit der Taste „i“):

$HTTP["url"] == "/regex.exe" {
  $HTTP["request-method"] == "POST" {
        url.access-allow = ("")
        proxy.server = (
            "" => (
                "localhost" => (
                    "host" => "127.0.0.1",
                    "port" => 8183,
                ),
            ),
        )
   }
}


Speichern Sie die Änderungen… (vi verwendet hierzu ESC : w q)

„Sperren“ Sie die Firmware wieder gegen Änderungen:

mount -o ro,remount /

Stoppen und starten Sie den Webserver

/etc/init.d/S50lighttpd stop
/etc/init.d/S50lighttpd start


oder starten Sie im Zweifelsfall das System über die normale WebUI neu (Einstellungen > Systemsteuerung > Zentralenwartung > RaspberryMatic-Neustart).

Der Zugriff auf die Script-API ist nun auch über den normalen Webport mit einem POST-Befehl an die URL

/regex.exe


möglich.

Beschreibung der Änderung

Bei der Untersuchung des Problems hat sich herausgestellt, dass der RaspberryMatic-Webserver lighttpd auch für die Kommunikation der API-Ports zuständig ist und diese Befehle einfach an einen weiteren internen Port (in diesem Fall 8183) weiterleitet. Und genau das ermöglicht diese Änderung auch für den Zugriff über den normalen Webport.

Persistenz

Diese Änderung übersteht einen Neustart des Systems.

Hingegen überschreibt eine Neuinstallation der Firmware oder das gelegentliche RaspberryMatic Firmware-Update auch Konfigurationsdateien und damit diese Änderung. Nach einem solchen recht seltenen Ereignis muss die Änderung in der Konfigurationsdatei, wie oben beschrieben, erneut vorgenommen werden.

Sicherheitsaspekte

Beim Satz „erlaubt die Ausführung beliebiger Scripts“ sollten eigentlich die Alarmglocken klingeln. Um das Risiko zu minimieren, sollte der Zugriff auf die Homematic-Script-API nur verschlüsselt (HTTPS) und nur passwortgeschützt erfolgen.
Benutzer mit einem gültigen Passwort können jedoch beliebige Scripts auch über die normale RaspberryMatic-Weboberfläche ausführen, d.h. das Risiko ändert sich durch die Web-App also nicht.

Über „Systemsteuerung > Einstellungen > Firewall konfigurieren“ kann man, wie oben gezeigt, den Zugriff auf das lokale Netzwerk (192.168.0.*) einschränken.

Wenn solche Systeme hinter einem Internetrouter laufen und nur aus dem lokalen Netzwerk von einem autorisierten Benutzer angesprochen werden können, ist das Risiko also überschaubar.

Diese Konfigurationsänderung wurde mit den folgenden RaspberryMatic-Firmwareversionen getestet: 3.65.11.20221005 und 3.71.12.20230826.

Weitere Links zum Thema





Samstag, 25. Februar 2023

„Neues“ von der Postbank


Ende letzten Jahres hat die Postbank mit viel Aufwand ihre betroffenen Privatkunden über einen anstehenden Umzug ihrer IT-Infrastruktur informiert. Das dies nicht reibungslos über die Bühne gehen würde scheinen sie schon geahnt zu haben.

So wurde etwa die Kreditkartenabwicklung auf eine andere Site ausgelagert und die Übertragung der Sicherheitscodes bei Online-Kreditkartenkäufen erfolgt im Augenblick wieder per SMS.

Zum Jahreswechsel war das System – angekündigter Weise – offline. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten in den ersten Tagen ist es jetzt wieder wie gewohnt erreichbar.

Den IT-Umzug hat die Postbank zum Anlass genommen diverse Angebote zu ändern und zu streichen; die hier angegebenen Punkte beziehen sich jedoch nur auf ihr Online-Banking.

Einige sinnvolle Funktionen sind verschwunden. Und bei manchen Sachen fragt man sich, in welchem Jahr wir leben.

Umsatzabfrage



Eine der wichtigsten Funktionen beim Online-Banking ist wohl die Abfrage des Kontostands und der Umsätze. Dies ist auch im neuen System möglich, das war es dann aber auch.

Im „alten System“ bestand die Möglichkeit, diese Umsätze als CSV- oder XML-Datei zur weiteren Verarbeitung herunterzuladen. 

 

 

 

Diese Möglichkeit wurde ersatzlos gestrichen.



 

 

PDF-Kontoauszüge

Wer versucht, diese oder andere Daten aus den „neuen“ PDF-Kontoauszügen mit Markieren-Kopieren-Einfügen zu holen, erlebt sein blaues Wunder. Wenn man z.B. seine IBAN braucht und diese im Kontoauszug markiert – ja das geht – kopiert und dann woanders einfügt,  erhält man einen Buchstabensalat, der nur entfernt mit dem etwas zu tun hat, was das menschliche Auge lesen kann. 

Hier ein Beispiel einer Überweisung, deren Text sich augenscheinlich markieren lässt. Der kopierte Text in der Zwischenablage sieht aber sehr sonderbar aus. So fehlen z.B. alle Zahlen, was bei Kontoauszügen besonders auffällt:

pbmA Überweisung an
Bundesnetzagentur
fBAk abMUTRMMMMMMMMTRMMNMMT
BfC MAohabcNTRM
serwendungszweckL hundenreferenz
hassenzeicÜen VMN4VMMNU4UR J



Diese „neuen“ PDF-Auszüge erkennt man vor allem daran, dass sie oben rechts nicht mehr das gelbe Postbank-Logo der „alten“ PDF-Auszüge haben, bei denen das Herauskopieren im Übrigen einwandfrei funktioniert.

Der Buchstabensalat aus den neuen PDF-Auszügen erinnert an OCR-Ergebnisse aus der Anfangszeit, wobei man sich natürlich fragt, warum man bei computergenerierten PDF-Dateien überhaupt OCR einsetzen muss.

Daueraufträge


Vor der Umstellung gab es eine Möglichkeit, die Ausführung so zu terminieren, dass sie VOR einem eventuellen Sonntag oder Feiertag ausgeführt wurde. Diese Möglichkeit ist entfallen. Alte Daueraufträge mit der entsprechenden Option laufen zwar weiter, d.h. den dafür zuständigen Computercode muss es wohl noch geben.
 

 


 

Brokerage

Unter der Rubrik „Investieren“ werden bei der Umsatzanzeige die Anteile nur mit 2 Nachkommastellen angegeben, und nicht wie allgemein üblich (und auch im alten System implementiert) mit 3 Nachkommastellen.

Zumindest enthalten die – jetzt nicht mehr computerlesbaren – PDF-Abrechnungen diese 3 Nachkommastellen.

Open-Source-Software, um die Auswirkungen dieser „Verbesserungen“ etwas abzumildern

Der meines Wissens einzige Weg, um im Augenblick Umsätze und Salden ohne Umwege computerlesbar von der Postbank zu bekommen, ist die HBCI-Schnittstelle, wie sie z.B. in Finanzsoftware implementiert ist.

Aber auch das freie Programm Jameica/Hibiscus kann über die HBCI-Schnittstelle kommunizieren.

Über diese Software können – neben anderen Funktionen – Kontoabstände und Umsätze abgefragt, verarbeitet, aber auch exportiert und von anderen Programm weiterverarbeitet werden.


Was die PDFs angeht, die nur so tun, als könnte man ihren Inhalt herauskopieren, so kann man hier eine „richtige“ OCR-Software einsetzen.

Im Linux-Umfeld bietet sich gimagereader an. Der Nachteil hier ist, dass gimagereader ein Programm mit einer GUI ist. Es setzt jedoch die OCR-Engine tesseract ein, die man auch separat, z.B. in Skripts, aufrufen kann.

tesseract verarbeitet jedoch keine PDFs, sodass diese zuerst in eine Bilddatei umgewandelt werden müssen, wie beispielsweise im folgenden Python3-Skript:

from pdf2image import convert_from_path
import pytesseract

pil_image_list = convert_from_path("x.pdf")

# pro Seite ein PPM
# print(pil_image_list)

# erste Seite
img = pil_image_list[0]
text = pytesseract.image_to_string(img, lang="deu")
print(text)


Warum dieser nicht immer 100% fehlerfreie Umweg überhaupt notwendig ist, weiß nur die Postbank.

Reaktionen

Auf diese und andere gemeldete Fehler und Bugs reagiert das Unternehmen allerdings mit Baustein-E-Mails, sodass meine Hoffnung nicht besonders hoch ist, dass diese Meldungen tatsächlich gelesen werden und sich jemand darum kümmern wird.